Wenn man selbständig ist hat man ja den Luxus (und gleichzeitig auch das Problem) sich seine Zeit frei einteilen zu können. Und als ich auf der Seite des österreichischen Triathlonverbands gelesen habe dass für einen Werbespot TriathletInnen gesucht werden war natürlich sofort klar: da will ich dabei sein! Dass dabei zusätzlich auch noch ein Star der Triathlon-Szene dabei sein wird war mir nicht klar…
Bei dem Spot für eine deutsche Automarke (ausgestrahlt wird er im amerikanischen Raum werden) geht es um eine Sportlerin, die nach einem Unfall inkl. Krankenhausaufenthalt über den Triathlon wieder ins Leben retour findet. Dabei wird drehtechnisch ein Triathlon simuliert, für den 17 (statt den geplanten 20-30) TriathletInnen ein 500-Personen-Feld simulieren müssen. Als Drehort war fürs Schwimmen der Grundlsee und fürs Radfahren der Traunsee mitangegeben. Vom Laufen stand nichts dabei. Für den ganzen Drehtag war auch eine angemessene Aufwandsentschädigung angegeben.
Wesentlich war im Vorfeld vor allem dass man selbst geeignete Kleidung (Neo bzw. Trisuit oder Radkleidung) und ein Rad hat und an einem Tag der Drehwoche Zeit hat (der genaue Drehtag würde noch bekanntgegeben werden). Alles kein Problem bei mir, ist alles da und ich bin in der Off-Season auch noch nicht komplett aus dem Leim gegangen.
Eine gute Woche vorher war dann auch noch der Drehtag fixiert und als Startzeit ca. 5:00 morgens angegeben. Schluck. Um zu der Zeit (mitte Oktober) am Grundlsee zu sein heißt um 3:30 von hier wegfahren. Aber gut, wie oft macht man sowas schon mit und ausschlafen kann ich an einem anderen Tag. Die Startzeit wurde dann noch auf 5:30 korrigiert, immerhin.
Finster und kalt
Bereits um kurz nach 5 Uhr stehe ich dann am nahezu finsteren Parkplatz wo Treffpunkt sein soll bzw. die „Base“ ist. Auch wenn es vom Wetterbericht ein weiterer toller, schöner Herbsttag werden soll ist davon noch wenig zu merken: 5°C, dafür sternenklar. Wie kalt der See sein wird habe ich mich im Vorfeld nicht getraut zu googeln. Ich weiß nur dass der Grundlsee im Regelfall einer der kühleren Seen ist.
Nach und nach finden sich SportlerInnen ein und die Produktionsassistentin Lisa weist uns erstmals grob ein. Eine Dame von der Maske checkt unsere Klamotten nach Logos (sollten nicht zu groß sein, also Vereinskleidung scheidet somit aus) und sucht für manche dann Ersatz. Parallel dazu werden die Startnummern-Tattoos auf die Arme gemacht.
So ca. gegen 6 Uhr heißt es dann alles was für den Dreh gebraucht wird einpacken und am Rad zum ca. 4,5km (Lisa: „2km“) entfernten Wärmehaus bzw. Steg und Wechselzone fahren. Im Dunkeln. Am Zeitfahrrad. Ohne Beleuchtung. Weder am Rad noch auf der Straße.
Zuerst wollten sie uns schon im Neo aufs Rad setzen, aber das haben wir erfolgreich wieder ausgeredet. Generell merkt man dass der Ablauf eines Triathlons nicht so ganz überall angekommen ist oder überhaupt vorhanden ist. Ein anderer Teilnehmer erzählt davon dass am Telefon gefragt worden ist wie das mit dem Wechsel zum Schwimmen nach(!) dem Radfahren denn genau abläuft bzw. wollten sie uns sogar ohne Neopren ins Wasser (irgendwer hat dann gesagt dass es 13,9°C sind – brrr!) lassen. OMG.
Mit Sack und Pack gelangen wir hinter einem Auto mit Warnblinkanlage dann doch zum Wärmehaus. Flugs in den Neo geworfen, dicke Jacken und Schuhe übergezogen und schon geht es auf 2 Feuerwehrboote. Während wir uns auf den Booten einsortieren steigt am 3. Boot wo auch die Kamera installiert ist ein großer Typ mit Kurzhaarfrisur ein. Irgendwie kommt mir der bekannt vor. Und dann klingelts: JAN FRODENO, Olympiasieger 2008 und 2-maliger Hawaii-Sieger, heuer leider kurzfristig vor Hawaii verletzt, trotzdem dort gewesen und am tag zuvor noch in LA und laut Eigenaussage schon seit 2 Uhr morgens auf…
Die Triathletin neben mir glaubt ich mach einen Witz als ich sage wer da im Nachbarboot sitzt und erst nach mehrmaligem Hinschauen ist sie auch von den Socken. 😀
Ein weiterer Triathlet glaubt bis zum Aussteigen aus dem Boot dass es ein Witz ist. 🙂
Immerhin dämmert es schon und mit den Booten geht es auf den Grundlsee hinaus. Immer wieder mal kommt das Kommando dass wir die Jacken ausziehen sollen bevor wieder über den See geflitzt wird. Der Fahrtwind ist nicht gerade ein warmer und ein Neo ist nicht gerade die wärmste Schicht am Körper. Selbst mit 3 Badehauben übereinander ist es relativ frisch.
Nach 2 solchen Runden über den See geht es dann erst einmal retour zum Steg. Da es heißt dass wir wenn schon nur kurz reingehen sollen um was zu holen bleiben die meisten in meinem Boot sowie auch ich sitzen, da es so wirkt dass gleich wieder weggefahren wird. Pustekuchen. Wir sitzen da schon ganz schön lange, immerhin gibt es gut heißen Tee und eine Kleinigkeit zum Essen. Außerdem rennt der Schmäh, das macht auch alles einfacher. Nach ca. einer halben Stunde kommt dann wieder Bewegung hinein und es geht wieder auf den See hinaus. Dieses Mal legen wir auf einer Plattform mitten im See an, die allerdings dann noch um gut 200m verrückt werden muß damit der Bildausschnitt besser passt. (Funfact: die Plattform ist am Boden mit Sandsäcken am Seil verankert, beim Verschieben wird allerdings einer übersehen und somit am Boden mitgeschleift – zum Glück sind die Boote heil geblieben 🙂 )
Ab ins kühle, äh kalte, Nass!
Dann erfahren wir endlich den weiteren Tagesablauf weil sowieso gerade darauf gewartet werden muß dass die Sonne über die umliegenden Berge kommt. Die nächsten Einstellungen betreffen das Fertigmachen vor dem Wettkampf: manche (inkl. mir) stehen bereits auf der Plattform, andere kommen von den Booten herunter und machen sich ebenfalls fertig. Danach wird ein Start simuliert (Frodeno mit Startpistole). Und wieder danach soll ein wirklicher Start gefilmt werden: alle machen sich nebeneinander bereit und nach einer Diskussion wann wir wieder zum Schwimmen aufhören sollen („Ihr hört im Wasser nicht wenn wir Stop rufen?!“) – es wird dann per Startpistole gemacht – geht es mittels Startsprung ins Wasser. Ich mache es gleich einmal so geschickt dass es mir die Schwimmbrille vom Kopf reißt, aber keine Rücksicht auf Verluste, wird halt ohne weitergeschwommen. Das Wasser ist gar nicht mal soo kalt, nur im Gesicht spürt man die Kälte und irgendwie bekomme ich beim Atmen auch nicht viel Sauerstoff in meine Lunge. Trotzdem ich nichts höre höre ich nach gefühlt sehr vielen Zügen (nach ca. 150m) mit dem Schwimmen auf – und gehöre dabei zu eher letzteren. Es hätte schon viel früher gereicht. 🙂
Nach dem Retourschwimmen erfolgt die Einstellung noch ein zweites Mal (diesmal mit früherem Aufhören) und danach geht es auch schon wieder retour an Land. Als nächstes geht es um die Wechselzone und den Wechsel aufs Rad.
Chaos in der Wechselzone
Die Wechselzone ist am Ufer aufgebaut, direkt über einigen Natursteinen, die den Schwimmausstieg bilden sollen. Wer schon einmal bei einem Triathlon war weiß dass da normalerweise immer Helfer sind die einem heraushelfen und außerdem es eine Rampe oder normale Stufen aus dem Wasser heraus gibt. Hier gibt es eine 3m Natursteinmauer die man hochklettern muß. 😀
Auch oben in der Wechselzone ist es etwas „anders“. Neben den aufgebauten Radabstellanlagen gibt es zusätzlich noch Helfer die einem Getränke und Banaen reichen. Schließlich hat man ja beim Rauslaufen mit dem Rad aus der Wechselzone noch eine zusätzliche Hand frei um eine halbe Banane zu schälen und zu essen. 😀
Manche von uns sind schon in Radkleidung, andere halb-halb und der Rest noch im Neo – das soll natürlich die unterschiedlichen Schwimmleistungen repräsentieren. Nach ersten Einstellungen wo ich immer wieder durch die Wechselzone laufen muss (dazwischen werde ich immer wieder nassgespritzt damit es authentischer wirkt), bin ich am Ende dann noch dem Schwimmausstieg zugeteilt: also wieder ins Wasser, kurz hinschwimmen und herausklettern und durch die Wechselzone laufen. Das Wasser fühlt sich mittlerweile gar nicht mehr so schlimm an. Nach einigen Malen sind die Einstellungen dann alle im Kasten.
Mittagessen gibt es dort wo die Autos geparkt sind – also umgezogen und mit dem Rad wieder hingerollt. Nachdem es nun recht schön und vergleichsweise warm geworden ist ist das das geringere Problem. Das Essen selbst (Buffet) ist auch ausreichend und gut, da kann man nichts schlechtreden, schließlich gibt es auch noch einen Kuchen hinterher. 🙂
eine kurze Radfahrt
Nach dem Essen werden wir in 2 Gruppen aufgeteilt – die eine macht weitere Wasseraufnahmen, bei der anderen wo ich zum Glück dabei bin geht es ums Radfahren. Dass wir uns dabei hier beim Essen wieder treffen sollen (während alle unsere Sachen noch in dem Wärmehaus 4,5km entfernt sind) ist allerdings weniger ideal – somit heißt es wieder hinfahren, alles holen und nochmal retour. Aber gut, immerhin ist ja schönes Wetter!
Die Radaufnahmen sind dann recht schnell im Kasten: einmal so gefahren dass die Protagonistin einerseits überholt und andererseits selbst überholt (dabei wurde die Straße für die anderern Verkehrsteilnehmer gesperrt) und dann noch ein 2. Mal um den Ton unserer Räder aufzunehmen. Das wars. Um 15 Uhr, also nach ca. 10h vorort ist der Drehtag dann wieder Geschichte und es geht retour nach Hause.
Ich hatte ja einerseits durch das eigene Studium und Auftritte bei TV-Sendungen ja schon ein wenig Erfahrung, und doch ist es immer wieder spannend – diesmal vor allem inhaltlich. Vor allem bin ich schon gespannt wie dann der fertige Spot aussehen wird – einen Link werde ich selbstverständlich hier wieder hinzufügen. 🙂
Einen kleinen fahlen Nachgeschmack hat das ganze dann doch: beim Rumlaufen in der Wechselzone habe ich mir am linken Fußballen irgendetwas eingetreten das ich nicht herausbringe und einige Tage stark und selbst jetzt mehr als ein Monat später noch immer etwas beim Auftritt schmerzen kann. 🙁
UPDATE: hier ist der fertige Spot!
Und, hat mich wer entdeckt?
- bei 1:44 im hinteren, linken Boot sitze ich rechts vorne (in Fahrtrichtung)
- bei 1:56 sieht man mich beim Aufwärmen am Rand der Plattform
😀
Insgesamt ist der Triathlon sogar besser rübergekommen als ich gedacht habe und die Absurditäten rund um die Wechselzone wurden gut ausgeblendet.