Eigentlich wäre ich gar nicht am Start gewesen. Eigentlich war ich bei der Anmeldung zu spät dran und stand nur auf der Warteliste. Und bis Dienstag vor dem Rennen am Samstag war das auch nach wie vor so. Doch dann hat es sich doch noch anders ergeben…
Ich twitterte ein Video eines missglückten Starts von der Startrampe bei einem Radrennen und erhielt dann am Tag darauf morgens folgendes Reply:
magst noch?
— King of the Lake (@kingofthelakeat) 11. September 2018
Also kurz mit der Family abchecken ob irgend etwas dagegen spricht und schwupps – schon bin ich doch dabei!
Obwohl die Form gedanklich schon nicht mehr allzu toll ist. Die vielen Bewerbe, vor allem die 3 Triathlons in Traun, Vorarlberg und Podersdorf haben ihren Tribut gezollt – Geist und Körper sind schon relativ müde und ich sehne mich schon nach der kommenden Regenerationszeit. Nichtsdestotrotz will ich beim KOTL wieder dabei sein – und zwar aus 2 Gründen:
- das dahinglühen auf der abgesperrten Strecke rund um den See gehört zum genialsten was man im Radsport machen kann. Ein Einzelzeitfahren wo man wie bei Profi-Rennen von einer Startrampe hinunterfährt ist schon was besonderes, das obligatorisch gute Wetter und die tolle und so logische Strecke rund um den Attersee tragen weiter dazu bei.
- Einen besseren Saison-Abschlußtest kann ich gar nicht machen: dabei sehe ich immer genau wie und ob ich mich weiterentwickelt habe. Bis jetzt wurde bei meinen 4 Starts jedes Jahr schneller und kann mittlerweile auch von der Leistung her sehen ob eine Verbesserung vorangegangen ist.
Gerade letzteres erwarte ich heuer allerdings nicht wirklich. Meine Zeit von 1:15:53 vom Vorjahr werde ich wohl nicht erreichen können, die Watt kann ich derzeit nicht auf diese Dauer treten.
Raceday
Wie immer die letzten Jahre radle ich zu Mittag locker nach Schörfling, hole meine Startunterlagen, lausche der Wettkampfbesprechung und radle nachher locker wieder zurück. Rund um den See sind nach einem strahlend schönen Vormittag nun doch ein paar dunklere Wolken aufgezogen und beim Heimfahren tröpfelt es sogar ein wenig. Wird es heuer zum ersten Mal naß?
Nein, das verzieht sich alles wieder – wie gesagt: das Wetter ist beim King of the Lake immer schön und die Temperatur mit 20°C angenehm! 🙂
Bis zu meinem Start um 15:58:45 habe ich daheim noch etwas Zeit, also putze ich die Kette mal wieder so richtig (die war ja doch relativ verdreckt) und schmiere sie, damit die Leistungsübertragung auch so richtig perfekt laufen kann.
Nach einem 20min-Powernap geht es dann auch wieder in Richtung See. Beim locker dahin kurbeln fühlen sich die Beine noch nicht wirklich spritzig, sondern etwas träge an.
Im Startbereich habe ich dann noch ca. 15 Minuten Zeit bis ich dran komme. Ich muss aufs Klo, habe allerdings kein Geld mit um im Sanitärwagen auszutreten, also zusammenzwicken. (Das ist ein kleines Manko in der Organisation, AthletInnen sollten vor dem Start immer die Möglichkeit haben auf die Toilette zu gehen, denn Geld trägt man im Wettkampfanzug nur selten spazieren…)
Ich reihe mich im Vorstartbereich gemäß meiner Startnummer in einer von 2 Schlangen ein („die gerade links, die ungeraden rechts“). Es geht nur langsam weiter obwohl alle 15 Sekunden ein/e StarterIn losgelassen wird. Plötzlich geht aber schon der Fahrer vor mir die Stufen zur Rampe hoch und ist kurz darauf schon weg. Also ebenso hinaufgehirscht, aufs Rad gesetzt, von einem Helfer gehalten um einklicken zu können, noch ein paar Sekunden warten, gerade noch rechtzeitig auf der Uhr „Start“ drücken und dann bin ich auch schon wieder von der Rampe herunten und im Rennen. Irgendwie ging mir das jetzt alles zu schnell. Ich fange zwar an zu pedalieren, bin aber geistig noch überhaupt nicht im Wettkampf drinnen.
Träge…
Die ersten Kilometer komme ich nur schwer in Tritt. Das Fahrgefühl ist nicht das beste. Der Schweiß läuft mir im Zeitfahrhelm mit Vollvisier herunter und irgendwo am Kopf juckt es. Der Gegenwind (nicht sehr stark, aber doch spürbar) bremst auch noch zusätzlich. Letztes Jahr bin ich über den ganzen Wettkampf 204W gefahren, das schaffe ich heute nicht. Die ersten 5km sind es noch 203W, danach geht es auf durchschnittlich 180W hinunter und die Durchschnittsgeschwindigkeit ist mit 38,3km/h auch nicht so toll (vor 2 Jahren waren es noch 40 auf den ersten 15 Kilometern). Das Gefühl die letzten Tage vor dem Start hat also anscheinend nicht getrügt.
Auch überhole ich zwar einen anderen Fahrer, der klemmt sich allerdings für mein Empfinden zu knapp hinter mir rein und „lutscht“ ein paar Kilometer lang. Ein No-Go für mich, schließlich ist es ja ein EINZELzeitfahren.
Nach der Fanzone in Weyregg wird das Fahrgefühl allmählich besser, aber ebenso wird die Zeitfahrposition schmerzhafter und ich freue mich schon auf den Abschnitt zwischen Weissenbach und Unterach wenn ich aufgrund der Steigung mal aufstehen kann.
…aber es wird besser
In Unterach bei der Umfahrung und der längsten Steigung der Atterseerunde wird es dann noch besser und endlich bin ich im Wettkampf so richtig drinnen. Vielleicht trägt dazu auch der nun währende leichte Rückenwind bei, jedenfalls habe ich wieder das Gefühl dahin zu gleiten und auch der Helm sitzt nun besser und stört nicht – vielleicht muss der immer erst richtig eingeschwitzt werden…
Die Steigungen in Parschallen und nach Nussdorf laufen soweit gut und – angetrieben durch die Vereins-Fanzone in Attersee und eine andere bei der giftigen Steigung in Buchberg – komme ich auch dort gut weiter. Obwohl ich in Buchberg bewusst nicht am letzten Zacken die 13% hochfahre um dann dafür nachher besser Gas geben zu können.
Der Schnitt ist mittlerweile seit Unterach nicht mehr gesunken sondern wieder angestiegen und bewegt sich langsam aber sicher auf die 38km/h zu! Da meine letztjährige Bestzeit bei 37,3km/h liegt wird das dann überraschenderweise eine neue PB werden, YEAH!
Bei der letzten Steigung hinauf nach Seewalchen geht erneut der RR-Fahrer von der ersten Hälfte an mir vorbei, ich ziehe aber bergab wieder an ihm vorbei. Die Kurve vor der Agerbrücke nehme ich wieder wie gewohnt vorsichtig um nicht über die Mittellinie auf die andere Straßenseite hinüberzukommen (nach dem Rennen als ich an der Stelle dort vorbeikomme sehe ich allerdings das das andere ganz anders handhaben und sich fast bis zur anderen Straßenseite hinaustreiben lassen! Hatte es nicht geheißen es gilt die StVO?!) bevor ich noch versuche die letzten Körner zu mobilisieren.
Überraschung!
Wo die Ziellinie genau ist kann ich heuer nicht sagen, entweder ist sie dieses Mal nicht so gut gekennzeichnet oder ich habe sie mit Tunnelblick einfach nicht genau gesehen. Jedenfalls kann ich noch rechzeitig bremsen um nicht im Zielbereich jemanden über den Haufen zu fahren. 😉
Wirklich überraschend ist dann für mich, dass ich in 1:14:35h gefinished habe auch wenn es sich auf den letzten Kilometern ja bereits abgezeichnet hat! Meine PB habe ich somit um genau 78s verbessert – und das obwohl ich laut Leistungsmesser 11W weniger als 2017 getreten habe (194W zu 205W)! Die Normalized Power ist mit 201W auch knapper dran als letztes Jahr – ich bin also in Summe noch gleichmäßig gefahren was ein gutes Zeichen ist. Das Kette-putzen dürfte sich also wirklich gelohnt haben und meine Position am Rad war vielleicht eine Spur besser da mittlerweile gewohnter, zusätzlich waren die Windverhältnisse ebenfalls günstiger als letztes Jahr.
Insgesamt ergibt das Platz 380 von 690 StarterInnen (Elite und Amateur) bzw. Platz 101 von 126 in der AK am Zeitfahrrad.
Interessant sind auch die Abschnittsplatzierungen:
- Erster Abschnitt: 18:32,62 – 439,
- Zweiter Abschnitt: 41:54,17 – 386.
- Dritter Abschnitt: 10:21,17 – 349.
- Vierter Abschnitt: 3:47,15 – 357.
Auf der 2. Hälfte war ich somit wieder besser unterwegs als zu Beginn, zwar nicht so extrem wie letztes Jahr – aber doch spürbar. 🙂
Es war jedenfalls wieder ein toller Saisonabschluß und ich werde gerne wiederkommen. Nächstes Jahr dann hoffentlich erstmals mit einer Langdistanz in den Beinen – ich bin schon gespannt was das hinsichtlich des King of the Lake mit mir machen wird, denn da sind gerade einmal 3 Wochen dazwischen…