Andersrad

gleich und doch verschieden

TRANS Vorarlberg

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Schon lange auf meiner Triathlon-Bucket-List stand der Trans Vorarlberg – eine Mitteldistanz von Bregenz bis nach Lech am Arlberg. Nachdem ich heuer Wettkämpfe nach Lust und Laune bestreite hat mir der da gut hineingepasst.

© Sportograf

Der Trans Vorarlberg ist keine gewöhnliche Mitteldistanz. Das beginnt schon bei den einzelnen Streckendistanzen:

  • 1,2km schwimmen im Bodensee
  • 93km Radfahren von Bregenz nach Lech am Arlberg über 2000 Höhenmeter
  • 12km Crosslauf in Lech

Die Idee dabei nicht immer nur Rundkurse zu bestreiten sondern mehr oder weniger vom Startpunkt zum Zielpunkt zu gelangen fand ich schon längere Zeit mehr als nur charmant. Nur wie ich es zeitlich und logistisch hinbekommen sollte war mir nicht ganz klar und die Familie sollte schließlich auch auf irgendeine Art und Weise mitspielen.

Nachdem ich meiner Frau den Wunsch vorgetragen hatte und gleichzeitig auch ein paar Tage am Bodensee in Aussicht gestellt hatte war die Sache aber zum Glück gelaufen. 🙂
Es war zwar nur mehr 1 Monat bis zum Bewerb, aber wir fanden doch noch ein Quartier – in Lindau am Bodensee, ca. 15 Minuten von Bregenz entfernt und außerdem ein tolles und empfehlenswertes Städtchen das man mal besichtigt haben sollte, denn die Altstadt inklusive Bahnhof (!) befindet sich auf vorgelagerten kleinen Insel im See, die nur durch 2 Brücken erreichbar ist – eine für die Bahn, die andere für die PkW.

Der Nachteil an der mitgereisten Familie ist jedoch, dass die Vorbereitung auf den Wettbewerb zwangsläufig leidet. Denn obwohl wir von Donnerstag bis Sonntag do blieben habe ich dort ja nicht die Füße hochgelegt sondern wir haben gemeinsam vieles angeschaut und besichtigt, schließlich sollen ja alle etwas von dem Kurzurlaub haben. Ich war somit, obwohl ich die letzten 3 Tage vor dem Wettkampf keinen Sport gemacht habe, alles andere als ausgeruht.

Die Wettervorhersage

© Sportograf

Hinzu kam, dass zu Wochenbeginn die Wetterprognose kein gutes Bild zeichnete: Temperatursturz von sommerlichen Temperaturen auf kühle 10-15°C bzw. im Zielbereich in Lech sogar nur bis zu 5°! Dazu Regen. Na großartig!
Zum Glück wurde es jedoch von Tag zu Tag besser vorhergesagt: wärmer und immer weniger Regen. Am Wettkampftag war es dann somit nur noch vom Regen der Nacht zuvor feucht, ansonsten blieb es trocken und es kam sogar schon vor dem Start die Sonne heraus. Herbstlich kühl bei 10-15° blieb es aber dennoch.

Da es je 2 Wechselzonen gibt (eine in Bregenz, die andere in Lech) wurde zwangsläufig ein Beutel-System angewendet, dh beim Rad war nur Helm und ggf Startnummer, Helm, Brille und Schuhe – ansonsten galt es nach dem Schwimmen den Radbeutel zu schnappen und im Wechselzelt bereitzumachen. Nach dem Radfahren in Lech dann ebenso mit dem Laufbeutel zu verfahren. Die Straßenkleidung wird am Start in einem anderen Beutel abgegeben, der dann nach Lech gebracht wird. Gerade der letztere war aber sehr klein ausgeführt, sodass ich nicht wirklich alles hineinbrachte (ging auch anderen so) – jedoch konnte ich meine Tasche vom Neoprenanzug daran befestigen und es dort hineintun sodass sich alles ausging.

ein kurzes Schwimmen

eine gerade Linie…

Da stehe ich nun also mit über 250 anderen StarterInnen und werfe mich nach dem Startschuß ins Wasser des Bodensees. Im Neoprenanzug. Das Wasser hatte in der Nacht noch gerade ausreichend auf unter 23°C abgekühlt.
Das Schwimmen geht von Beginn weg gut. Kaum Schläge beim Massenstart, immer gut im Wasserschatten und ich schwimme auch eine relativ gerade Linie. Am Track der Uhr sieht das dann nicht so aus (1570 statt 1200m), aber rückwärts bin ich ja doch nicht geschwommen…

Bei der Wettkampfbesprechung am Vortag wurde noch darauf aufmerksam gemacht, dass leider manches Gras nicht mehr gemäht werden konnte. Und wirklich – es war doch hin und wieder so dass ich Gras an den Händen oder Beinen spürte. Doch das Wettkampfadrenalin ignorierte das und ich schwamm einfach weiter mein Ding. 🙂

© Sportograf

Nach 23:02 Minuten war ich dann wieder aus dem Wasser heraußen und war grundsätzlich ganz zufrieden mit der Schwimmleistung. Ich hätte sogar noch weiter schwimmen können und fast sogar wollen – etwas das normalerweise nicht der Fall bei mir ist. Ich freu mich meistens schon nach kurzer Zeit im Wasser auf das Radfahren danach.

Beim Wechsel muss man sich wie gesagt seinen Beutel mit den Radsachen schnappen, weiter an der Tribüne der Bregenzer Festspiele vorbei zum Wechselzelt laufen und sich anziehen. Obwohl ich mich nicht wirklich hetze und nicht einmal die Radschuhe am Rad belassen hatte, damit ich mir Socken anziehen kann (zusätzlich noch eine Windjacke) bin ich nach 3:52 Minuten schon auf der Radstrecke. Das wäre die 46. Wechselzeit! (beim Schwimmen war ich 110.)

Wo sind die Körner?

© Sportograf

Nach dem Verlassen des Bregenzer Stadtgebiets geht es gleich einmal die ersten 10 Kilometer nur 300m bergauf. Ich kurble nicht mit voller Kraft, schließlich kommt ja noch so manche Steigung. Ich bin aber erstaunt, dass ich von so vielen anderen FahrerInnen kassiert werde. Das ist mir seit meinem Triathlon-Debüt auf dem Trekkingrad(!) nicht mehr passiert. Zu einem kleinen Teil mag es auch daran liegen, dass ich diesmal nicht auf meinem Zeitfahrrad Olympe sitze sondern auf dem Rennrad Charlene – das ist doch ein wenig schwerer und nicht ganz ideal eingestellt, hat aber eine 3-fach-Kurbel und einen Auflieger habe ich ihr natürlich auch verpasst.

km 75
© Sportograf

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass hier viel mehr stärkere Fahrer am Start sind. Wie dem auch sei, es hilft mir nichts und ich mache weiter wie gehabt. Trotz der Höhenmeter wird mir aber noch nicht warm – mein Triathlon-Einteiler ist nach wie vor naß und somit auch kalt auf der Haut. Memo fürs nächste Mal: besser nur Badehose unter Neo anziehen und was warmes, trockenes darüber!

Nach ca. 1-1,5h und einigen Höhenmetern mehr wird mir endlich wärmer, schneller werde ich aber auch nicht. Obwohl ich alle 20 Minuten einen halben Riegel oder ein Gel einnehme fühle ich mich nicht besser, sondern nur so lala. Nach wie vor überholen mich einige, es werden aber immer weniger.

Die ersten Abfahrten habe ich auch bereits hinter mir – die waren nur saukalt und mein Herz saß dabei noch tiefer als meine Hose, da es auch noch teilweise nass auf der Straße war. Schnell ist auch hier etwas das mir heute fremd ist.

Auf der Strecke gibt es es eine neutralisierte Zone von ein paar Kilometern wo viel Verkehr ist wo diese Zeit dann von der Gesamtzeit abgezogen wird, den Start dieser Zone habe ich jedoch übersehen und vielleicht somit ein paar unnötige meiner nicht vorhandenen Körner verschossen.

km 77
© Sportograf

Dann nach gut 45km beginnt mehr oder weniger der „Schlußanstieg“ zum Hochtannbergpass auf über 1600m Seehöhe. Leider kann ich das grandiose Bergpanorama nur bedingt genießen, denn die Beine fühlen sich wirklich relativ leer an. Selbst auf vermeintlich flacheren Abschnitten ist kaum was drinnen. Noch dazu drückt meine Blase schon seit geraumer Zeit. Nach der Entleerung geht es immerhin ein wenig besser.

Als es beginnt steiler zu werden – bei km 70 – schalte ich vorne aufs kleinste Kettenblatt. Doch die Kette fällt ganz hinunter! Normalerweise schaffe ich es im Fahren durchs Hochschalten sie wieder hinaufzubekommen, dieses Mal geht es aber gewaltig schief und sie wickelt sich ins Tretlager ein, verdammt!
Schnell abgestiegen fummle ich mit dem bisschen mitgebrachten Werkzeug herum und versuche sie wieder herauszubekommen. Fehlanzeige. Die will nicht! 🙁 Doch gerade als ich den Gedanken an ein DNF greifbarer werden lasse löst sie sich plötzlich doch wie von Geisterhand. Puh! Das ist noch mal gut gegangen. Meine Hände sind zwar komplett verdreckt und ich bin da mehr als 7min am Straßenrand gestanden, aber hauptsache ich kann weiterfahren. Die ersten Kilometer danach gehen nun auch wieder besser. Der Körper hat die erzwungene Pause für ein klein wenig Erholung genutzt und ich kann sogar wieder ein paar andere überholen, die während meiner „Pause“ an mir vorbeigefahren sind.

Doch bald ist das bisschen Feuer wieder vorbei und ich quäle mich weiter Serpentinen und Tunnel (es ist übrigens Lichtpflicht!) hinauf zur Passhöhe. Hier bin ich dann doch froh über meine Radwahl, denn die meiste Zeit bin ich doch im kleinsten Gang unterwegs.

Dann ist es endlich geschafft! Auf der Passhöhe gibt es einen kleinen Becher mit warmer Suppe bevor es hinunter Richtung Warth und Lech geht. Wieder ist es kalt und drücken kann ich überhaupt nicht mehr, aber dann bin ich doch endlich in der Wechselzone in Lech (4:06:50h Radzeit) angekommen und kann in die Laufschuhe schlüpfen. Das Laufen fühlt sich relativ gut an und in der Sonne ist es fast schon zu warm! 🙂

Auf Wanderschaft

schon etwas gezeichnet
© Sportograf

Gleich nach der Wechselzone geht es gleich einmal 20 Höhenmeter hinauf, die ich sicherheitshalber flott gehe anstatt zu laufen, danach geht es auch gut voran. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich: Schotter, Asphalt, Kopfsteinpflaster, Wiese, Singletrails, Holzbrücken,… da ist alles dabei! Beim Wendepunkt nach 3km gibt es noch eine 2. Labe bevor es auf einem anderen Weg wieder retour geht. Die erste Runde verläuft ganz brauchbar und ich bin nach 32min für die 6km wieder bei der Wechselzone bzw. beim Zielgelände. Bei der Labe nehme ich wieder Iso und stapfe erneut die Steigung hinauf. Doch oben fällt es mir schwer wieder in Tritt zu kommen. Ich laufe zwar, aber plötzlich tut alles weh, der Körper sagt: „ich mag nicht mehr“.

Bergab kann ich noch ganz gut laufen, aber im flachen und bergauf kämpfe ich schon sehr. Nach 7km muss ich dann die erste richtige Gehpause einlegen. Danach geht es noch einigermaßen gut weiter bis zur Labe. Dort nehme ich entgegen meiner Gewohnheiten doch noch ein Cola – das letzte das sie noch hatten übrigens – und 2 Becher Energydrink bevor es dann wieder weiter geht. Immer wieder muss ich nun dazwischen gehen, doch 1km nach der Labe beginnt es wieder besser zu werden. Es geht nun mehr bergab und vielleicht beginnt doch das Cola zu wirken. Die Beine laufen plötzlich wieder wie von selbst und die Pace geht sogar auch wieder auf unter 5min/km hinunter!

mit Kuchen in der Hand bin ich immer glücklich

Die letzten 2 Kilometer sind somit dann doch noch relativ schnell vorbei und dann ist es vorbei! Im Ziel! Nach 5:43:38 bzw. netto 5:34:48h ist der Trans Vorarlberg für mich dann doch endlich erledigt. Platz 165 von 264 ist dabei nur Nebensache.

Nach ausgiebiger Stärkung mit Bananen, Kuchen, Knabberzeug uvm. bin ich doch auch stolz auf meine Leistung. Es ist ein wirklich toller Wettkampf mit einer atemberaubenden Strecke, den man als Triathlet doch auch mal gemacht haben sollte. Ich kann ihn nur empfehlen!

Allerdings sollte man im Vorfeld mehr am Rad gesessen sein als ich und auch mehr Höhenmeter absolviert haben. 130 Trainingsstunden und gerade einmal 17000 Höhenmeter sind heuer dafür definitiv zu wenig gewesen. Dadurch war es allerdings für mich mehr Abenteuer als Wettkampf und wieder mal gut zu sehen wo meine Grenzen sind. Die sind aktuell doch näher als ich mir im Vorfeld vielleicht gedacht hatte…

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