Andersrad

gleich und doch verschieden

Wallerseelauf oder die neue Art von Demut

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Bereits 2008 wollte ich schon einmal beim Halbmarathon rund um den Wallersee mitlaufen. Heuer ist es sich endlich einmal ausgegangen.

Trotz der Startzeit um 10:30 bin ich bereits aufgrund einer schlechten Zugverbindungkurz nach 8 Uhr in Seekirchen am Wallersee. Der Start ist gleich in der Nähe vom Bahnhof, also kann es abgesehen von der Zeit keine idealere Anreise geben.

Da noch relativ wenig los ist kann ich mir ganz entspannt ohne Gedränge die Startunterlagen abholen und bekomme dazu ein tolles Startersackerl: Flasche Mineralwasser (mit Geschmack), Iso-Pulver, 2 Müsli-Probepackerl, großen Müsliriegel in Papiersackerl, „normaler“ Müsliriegel, Perskindol und noch dazu ein Funktionsleiberl. Also allein dafür hat sich die Startgebühr schon ausgezahlt!

Durch die frühe Anreise kann ich mir auch ohne jeglichen Stress die Kinderläufe ansehen – es sind hier echt viele Kinder am Start und der Kampf um jeden Meter ist schon beeindruckend! Auch wenn dabei Missgeschicke passieren wie wenn bei den kleinesten ein Bub seinem mitgelaufenen Vater, der vor dem Ziel zur Seite abgebogen ist, nachrennt und dann tränenüberströmt von der Mutter mit weiterem Kind am Rücken wieder zum Zielkanal gebracht wird oder eine Altersklasse darüber wenn in der Zielkurve im Kampf um einen Podestplatz leider ein Sturz passiert. Ich hoffe die Tränen waren dann wieder rasch getrocknet!
Auch spannend für mich immer die Einschätzung wer denn wohl als Sieger hervorgeht – beim abschließenden Lauf der Jahrgänge 1999-2002 ist es mir immerhin sogar bei Buben und Mädeln gelungen. Es ist diese Mischung aus Lockerheit und Sicherheit am Start die man gut in den Gesichtern erkennen kann in Kombination mit Outfit und sonstiger Körperform. Gerade der Bursch hat da eine Ruhe ausgestrahlt die ich mir selber wünschen würde (und er hat anschließend auch sehr sehr soverän gewonnen!).

Anschließend treffe ich Valentin von Twitter (@hol_val) der ebenfalls den HM laufen wird und ein ähnliches Lauf-Niveau wie ich hat. Nach einem kurzen gemeinsamen Einlaufen im zunehmend heißer werdenden Sonnenschein gehts auch schon zum Start wo wir dann durchs Zurückschieben von vorne plötzlich in der 3. Reihe stehen – unerwartet aber auch nicht so mies, dann muss man sich wenigstens nicht so durchkämpfen.

Startschuß – es geht gleich einmal flott dahin, zu flott! Mit einer Pace knapp über 4min/km sind wir sogar direkt hinter der Kenianerin! Ich sage zu Valentin „Da muss ich bremsen“ und lasse mich langsam zurückfallen, das Tempo ist aber immer noch relativ und eigentlich für mich zu schnell. Also nochmal langsamer. Und ist auch gut so, denn ich merke bereits wie ich zu kämpfen beginne – und ich bin erst auf dem 3. Kilometer. Ich werde nach und nach langsamer, zig Läufer ziehen an mir vorbei und ich quäle mich dahin. Nach 5km biegen die 10km-Läufer ab und in Gedanken würde ich das auch am liebsten tun. Doch hilft nix – also weiter.
Es zieht sich – km6, km7, km8 und nach leicht welligem Terrain geht es erstmals bisschen steiler hinauf. Immerhin ist in der Steigung auf einem kurzen Flachstück eine Verpflegungsstelle. Dabei genehmige ich mir auch kurz stehen zu bleiben bzw. im Gehen zu trinken. Die Pace ist sowieso schon unter aller Sau, statt den geplanten 4:30 trotte ich mit ca. 5min/km dahin. Nicht einmal auf dem folgenden Stück bergab werde ich wirklich schneller. Was ist heute nur los?

Dann kommt die Halbzeit wo die Staffelläufer wechseln. Auch hier wieder stelle ich in Gedanken die Frage ob nicht eine/einer für mich weiterlaufen möchte. Doch ich bleibe stumm und wanke weiter. Jetzt dauert es nicht mehr lange und der steilste und längste Anstieg soll kommen. Furcht kommt in mir hoch – und da ist er auch schon. Beim Kilometertaferl 12 ist vor mir eine Wand! Da soll ich rauf?! Da vor mir einige Läufer gehen (genaugenommen kann ich niemanden sehen der läuft!) mache ich das auch und reihe mich in die Spaziergänger ein. Ich dachte/hoffte zwar dass ich ohne auskomme aber während dem Gehen genehmige ich mir mein mitgenommenes Notfall-Gel. Danach sind immerhin schon bald 13km um und ich bete weiter mein Mantra vor mir her: nur noch 10km, nur noch 9km, nur noch 8km, nur noch… Die Beine fühlen sich an als wären die Schuhe mit Blei ausgekleidet. Ich bringe überhaupt keine akzeptable Trittfrequenz zusammen. Wenigstens werde ich nun nur noch selten bis gar nicht überholt und laufe im selben Tempo wie die Läufer vor mir – wenn auch in einigem Abstand.

Bei km18 geht es noch einmal etwas hoch – dabei kann ich mich dazu zwingen nicht zu gehen – und dann geht es nur mehr flach/bergab Richtung Ziel. Anscheinend kann diese Aussicht doch ein paar Körner in mir mobilisieren und ich schaffe es sogar wieder auf eine Pace unter 5 Minuten und überhole noch ein paar Läufer. Es brennt in den Beinen und am liebsten würde ich nach jedem Schritt einfach nur umfallen.

Und dann taucht er endlich auf – der Zielbogen nachdem es links um die Kurve auf die letzten 30m geht. Endlich, geschafft im doppelten Sinne. Valentin reicht mir gleich einen Becher zum Trinken – er hatte am Ende auch sehr zu kämpfen aber knapp über 1:45 gefinished. Gute Leistung von ihm! Denn er hatte im August nur sage und schreibe 43km auf seinem Lauftacho stehen gehabt! Respekt!

Bei mir ware es ein K(r)ampf nahezu von Anfang bis zum Ende. So hatte ich das nicht erwartet. Vor allem nicht mit diesem Tempo. Mit meiner Endzeit von 1:46:48 fühle ich mich wieder ein Jahr retour versetzt. Ich muss also etwas Demut üben und froh darüber sein was ich heuer schon alles erreicht habe. Immer kann das halt nicht so weitergehen.

Warum es heute so überhaupt nicht lief kann ich nicht sagen – Juli/August bin ich nicht soviel gelaufen wie ich hätte wollen und gerade die letzten 2 Wochen waren sehr laufarm. Dazu war ich die Freitag und Samstag relativ lasch und müde obwohl ich eben die Woche kaum trainiert habe – könnte eventuell auf einen kleinen Infekt hindeuten, der nun bei dieser Belastung seine Zähne gezeigt hat. Und die Höhenmeter (insgesamt 190) habe ich sehr unterschätzt.
Immerhin hat mein seit Dienstag schmerzendes Schienbein keine Probleme gemacht und am Ende konnte ich wenigstens noch ein bisschen beschleunigen (wenn auch nicht auf das gewünschte Tempo).

Alles egal, abhaken, weitermachen. Ob ich bei diesem Lauf Revanche möchte weiß ich noch nicht.

 

P.S.: Organisiert war die Veranstaltung super – da kann man nicht meckern! Sehr viele, gut zu sehende Orientierungspfeile und bei vielen auch noch so kleinen Kreuzungen sind Helfer gestanden die einem den richtigen Weg gewiesen haben. Die Verpflegungspunke (nach ca. 4, 8, 13 und 18km) waren gut bestückt mit Wasser, Iso und hie und da Bananen und auch die Ziellabe war in Ordnung. Und das wie beschrieben tolle Startsackerl sowieso. Also insgesamt ein sehr empfehlenswerter Lauf in toller Landschaft. Nur Bestzeiten darf man sich da wohl keine erwarten… vielleicht beherzige ich das das nächste Mal und komme nur zum Genießen… und laufe dabei unter 1:30 😉

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