Andersrad

gleich und doch verschieden

Triathlon-Abschied-2016-Wehmut in Podersdorf am Neusiedlersee

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Als Triathlon-Jahresabschluss versuchte ich mich zum ersten Mal in Podersdorf am Neusiedlersee über die Halbdistanz (Mitteldistanz) mit 1,9km | 90km | 21,1km.

Samstag Morgen – der Wecker klingelt 5 Minuten nach 4 Uhr. Urgs. Stockfinster ist es draußen. War das wirklich eine gute Idee mich da so kurzfristig (4 Wochen zuvor) noch anzumelden?

Egal. Jetzt bin ich ja schon wach. Und die Bedingungen am Neusiedlersee sollen heute ja nahezu perfekt werden: auf der komplett flachen Strecke wird es nahezu windstill sein und dabei Temperaturen von 20-30°C erreichen. Dazu hat der See 23°C und der Neopren ist somit erlaubt. Einer PB sollte somit nichts im Weg stehen. 5:23 war meine Zeit in Obertrum – bei Nässe und Regen sowie ja mehr als 900 Höhenmeter am Rad und 100 Hm auf der Laufstrecke.

Ziel ist heute vor allem an die Zeiten von Obertrum beim Schwimmen und Laufen heranzukommen bzw. möglichst zu verbessern, die Wechsel schneller als dort zu absolvieren (allein durch den kurzen Weg vom Schwimmausstieg zur Wechselzone sollte das schon gelingen) und auf dem Pizza-Rad-Kurs so richtig einen rauszuhauen. Gerade bei letzterem kann ich es nicht so gut abschätzen was mir die fehlenden Höhenmeter bringen werden, aber statt den 30,3km/h Durchschnittsgeschwindigkeit sollte doch sicher was mit 32 rauskommen können.

Früh und noch frisch ist als ich die Wechselzone um kurz nach 5:30 Uhr betrete. Meinen Wechselplatz richte ich noch während der Dämmerung ein. Das hektische Gewusel ist immer eines der schönsten Dinge beim Triathlon. Kurz vor Wechselzonenschluß schlüpfe ich in den Neo und marschiere zum Start. Die Sonne ist bereits aufgegangen und taucht den spiegelglatten See in ein rötliches Licht. Geile Stimmung.

Das Einschwimmen schenke ich mir (wieder). Hat letztens ja auch gut ohne funktioniert. Dafür kommt wieder viel Armkreisen sowie ein paar Strecksprünge um warm zu werden.

Los!

Weit aufgereiht stehen alle knapp 700 StarterInnern (Halbdistanz und Langdistanz starten gemeinsam) gleichzeitig im Wasser – ich bin dabei eher am äußeren Rand in der 3. Reihe. Vom Start weg komme ich in einen gefühlt guten Rhythmus hinein, manchmal ist es nur mühsam weil mir andere gleichzeitig von links und rechts „die Tür zu machen“. Auf dem hufeisenförmigen Kurs schiebt sich in Richtung der ersten Boje das breite Starterfeld langsam zusammen, weswegen der Platz auch hier enger wird und immer wieder jemand auf meine Füße schlägt. Einmal bekomme ich sogar auch einen Tritt ins Gesicht – zum Glück ohne Folgen, sogar die Brille ist nur so wenig verrutscht, dass ich sie nicht einmal richten muss.

Ab der Hälfte werden die Arme und die Schultern schwer. Wie meistens stelle ich mir die Frage bzw. hoffe innerlich, dass das Schwimmen bald vorbei ist. So gerne ich im Hallenbad meine Bahnen ziehe – im Wettkampf ist es leider immer irgendwie zach. Ob und wie das besser werden wird bleibt mir nur zu hoffen. Ziel im Winter ist (wieder einmal) öfter schwimmen zu gehen als 1-2 Mal pro Woche bzw. dieses auch übers Frühjahr fortzusetzen.

Der Weg von der 2. Boje retour an Land zieht sich. Erstens sehe ich überhaupt nicht wo ich hinmuß, da die Sonne nun so stark blendet. Zweitens stehen nun immer öfter andere Schwimmer mittendrin einfach auf um sich zu orientieren (ich orientiere mich einfach an den anderen Schwimmern) und drittens sind die Arme nun schon verdammt schwer.

Dann endlich die letzten 200m! Immer mehr Schwimmer stehen im hüfthohen Wasser bereits auf und gehen das letzte Stück. (Anmerkung: im Race-Briefing hieß es dass nicht gegangen werden sollte. Bei einem so extrem seichten Wasser jedoch nicht so leicht. Vielleicht sollte sich die Organisation hier überlegen ob man ab einer bestimmten Stelle – zB mit Bojen markiert –  das Gehen einfach erlaubt.) Als das Wasser noch seichter wird stehe ich auch auf und versuche mit Delfinsprüngen die letzten 100m vorwärts zu kommen. Als es nur mehr knietief und der Ausstieg bereits sehr nahe ist gehe ich auch. Normalerweise würde ich ja nun locker in die Wechselzone laufen und mir währenddessen den Neo abstreifen, doch hier geht das nicht. Ich schlurfe langsam zu meinem Wechselplatz und fühle mich nahe an der Kotzgrenze. Vielleicht waren die Delfinsprünge doch nicht so ideal. Oder es war das Tempo – denn in 39:29 war es mein bisher bestes MD-Schwimmen. Obwohl ich am Ende durch das langsame Gehen bis zur Zeitmessmatte sicher noch einiges hergeschenkt habe, sonst wäre ich sogar unter 39 Minuten geblieben.  (abgesehen davon dass meine Uhr statt 1,9 fast 2,1km angezeigt hat, ich jedoch diesmal fast gar kein Zickzack geschwommen bin). Aktueller Platz: 357 von ca. 520.

Selbst das beim Ausstieg stehende und anfeuernde Publikum hilft nicht meinen Schritt zu beschleunigen. Wie ich jetzt noch Radfahren und vor allem am Ende den Halbmarathon laufen soll frage ich mich ernsthaft.

Am Wechselplatz komme ich dann schnell aus dem Neo raus und bin in Windeseile schon mit dem Rad in der Hand wieder unterwegs. Seltsamerweise kann ich nun plötzlich wieder laufen und es fühlt sich alles viel besser an. Hing vielleicht am Neo. Jedenfalls bin ich in 1:59 Minuten bereits wieder aus der WZ draußen und habe dabei doch den ein oder anderen überholt und mich auf Platz 325 verbessert!

Hui!

Vorbei sind alle miesen Gedanken – am Rad geht es nun ab. Im Vorfeld wollte ich einen Schnitt von 32-33km/h erreichen, doch nun klettert die Geschwindigkeit immer weiter bis auf sogar 34km/h nach der ersten von drei Runden! Auf dem superflachen Kurs läuft das Rad wie von selbst und ich kann auch immer wieder andere AthletInnen überholen. Geradezu vorbildlich hat die Orga die Strecke geputzt und sogar Schlaglöcher extra mit Farbe markiert! Hinzu kommen die vielen Ordner die ein Verfahren somit nahezu unmöglich machen. Da macht es einfach irre Spaß so über den Asphalt zu düsen.

Natürlich gebe ich nicht Vollgas, denn schließlich kommt ja nachher noch der Halbmarathon aber ganz so locker wie in Obertrum kurble ich auch nicht sondern gebe bisschen mehr Gas als vor 7 Wochen. Natürlich merke ich langsam auf der 2. und dann auf der dritten Runde wie die Kräfte weniger werden. Trotzdem kann ich das Tempo halten und sogar noch jede Runde ein wenig schneller fahren als die vorige!

Was mich nur dabei stört sind die doch einigen Windschattenfahrer – oder auch „Lutscher“ genannt. Immer wieder kommt es vor dass mich ein ganzer Pulk von dicht hintereinanderfahrenen Athleten überholt oder ich einen solchen überhole. Trotz einiger Motorrad-Marshalls auf der Strecke habe ich nicht gesehen wie einer solche Typen verwarnt hätte. Finde ich schade, denn ich selber versuche ja den Abstand korrekt einzuhalten bzw. wenn ich gerade hinter jemandem feststecke weil ich selber überholt werde oder eine Kurve oder anderes Hindernis kommt mich auf den vorgeschriebenen Abstand zurückfallen zu lassen  indem ich mich aus der Aero-Position aufrichte oder den Druck vom Pedal nehme. Ist ja nicht so schwierig. Sollte man meinen…

Meinen Ernährungsplan von Obertrum kopiere ich hier auch wieder erfolgreich: nach einem Pre-Race-Gel vor dem Schwimmen gibt es eines direkt nach dem Schwimmen auf den ersten Radkilometern und danach ca. jede halbe Runde ebenso (bis einschließlich kurz vor T2). Dazwischen reichen immer wieder kleine Schlucke aus meiner  Flasche mit Peeroton (kleines Risiko: hatte ich zum 1. Mal) bzw. 2-3 Mal auch einen Schluck reines Wasser.

Mit einem Radsplit von 2:36:07 (=279.) geht es somit als gesamt 292. in T2 hinein. Dort läuft diesmal alles so wie es soll und nach 1:26 Minuten bin ich bereits wieder auf der Laufstrecke während sich noch 8 weitere StarterInnen hinter mir befinden.

Kühlung geht vor!

Von der mittlerweile stärker werdenden Hitze habe ich am Rad erst wenig bemerkt, beim Laufen spürt man es aber sofort. Hier heißt es also für möglichst viel Kühlung zu sorgen. An den Verpflegungsstellen nehme ich mir deswegen die Zeit 2 kleine Schluck Wasser zu trinken und hin und wieder etwas Iso – wichtiger jedoch sind die Schwämme von denen ich bald 2 mit mir mitführe und immer wieder neu befeuchte.  Für zwischendurch zum Wasser auf den Kopf oder in den Nacken träufeln oder auch Gesicht und Arme abwischen sind die perfekt. Beim Neu-Aufsaugen bei den VPs verliere ich deswegen immer wieder so einige Sekunden, doch die sind es wert!

Nach einem wie immer sehr flotten (zu flotten!) ersten Kilometer in 4:32min geht die Pace langsam in Richtung 5:00, meistens jedoch vor allem aufgrund der kurzen Standzeiten bei den Verpflegungsstellen. Natürlich wird es im Verlauf des Rennens härter und anstrengender, trotzdem gelingt es mir die Pace relativ gut zu halten und nur wenig auf der 2. Hälfte zu verlieren.

Die Strecke ist eine ganz einfache Wendepunktstrecke, die 2 Mal zu durchlaufen ist. Sehr einfach, ganz flach und schnell, aber dafür nahezu die ganze Zeit in der vollen Sonne und kaum Schatten sowie insgesamt etwas eintönig. Aber gut, bin ja nicht zum Sightseeing hier.

Nach ca. 3/4 kommt dann noch ein Gel zum Einsatz bevor es dann endlich Richtung Ziel geht. Wie meistens ist das Laufen auch heute wieder meine beste Disziplin und ich überhole sehr viele andere LäuferInnen. Schwierig ist dabei jedoch zu beurteilen ob diese in der selben Runde sind wie ich oder schon weiter vorne oder hinten sind…

Jedenfalls ist es nach einer Laufzeit von 1:44:03 (144. Laufzeit, ca. 2min langsamer als in Obertrum) geschafft und ich kann im Ziel mit einer für mich insgeheim für unmöglich gehaltenen Gesamtzeit von 5:03:06 jubeln!! Da fehlte gar nicht mal so viel auf die sub5h! Die Triathlonsaison ist somit für mich mit einem 206. Platz (von 529 StarterInnen) zu Ende gegangen. Einerseits freut mich dieser schöne Abschluß, andererseits finde ich es schade nun wieder mehr als 8 Monate auf den nächsten Triathlon warten zu müssen. 🙁

Podersdorf war den Abstecher von einer Familienfeier in Wien jedenfalls absolut wert! Rennen super organisiert und sauschnell! Es würde mich reizen wieder hierherzukommen, vielleicht sogar auch einmal für die Langsdistanz.

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