Andersrad

gleich und doch verschieden

Ausgelaugt

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So bombastisch sich das Laufjahr 2013 sich bis jetzt anfühlt so mies ist das Radjahr 2013.
Heute stand ich am Start vom 200km Brevet in Haid.

Wie bereits gestern vorgefühlt waren die Vorzeichen nicht ideal – bis jetzt saß ich heuer auch wetterbedingt nur sehr wenig im Sattel (gerade einmal 21h!). Da ich heuer vor allem auch die anderen Triathlon-Disziplinen fördern wollte ging ich recht konsequent seit November schwimmen und seit Jänner laufen. Und gerade beim Laufen sieht es ja auch nicht so schlecht aus derzeit – der Halbmarathon in Linz mit der Zielzeit von 2h schaut nicht so schlecht aus…

Doch zurück nach Haid. Das Aufstehen ging erstaunlich leicht, doch mein Morgen-Müsli brachte ich nur sehr schwer runter und kam dadurch wieder mal so in Verzug, dass ich mich hetzen musste um den Zug zu erwischen. Das Wetter schien einstweilen mal auf meiner Seite, bei uns war es zwar kalt (3°) aber trocken. Ganz ein anderes Bild beim Aussteigen in Marchtrenk. Genauso kalt (oder zumindest fühlte es sich so an), alle Straßen nass und Sprühregen. Dann gleich ein kleiner Schock – der Tacho wollte plötzlich nicht mehr – er empfing kein Signal vom Magneten. Na gut – wird es halt mal eine Fahrt nach Gefühl und Uhrzeit dachte ich mir. Umso überraschender sprang er dann nach 1-2 Minuten Fahrt dann doch wieder an. Warum weiß ich auch nicht, vielleicht wollte er im Regen zuerst einfach nicht, änderte dann aber doch seine Meinung als ich trotzdem weiterfuhr… sind ja schon kleine Sensibelchen die Dinger.
Die 15km zum Start waren zwar ein ganz gutes Aufwärmen, fühlten sich aber irgendwie zäh an – mit 23-25 km/h bei etwas Gegenwind sollte das doch eigentlich besser gehen.

Am Start herrschte bereits hektisches Treiben – von den ursprünglich ca. 50 geplanten Startern waren dann doch nur inklusive mir 29 da. Die Wetteraussichten haben halt doch viele zum Umdenken bewogen – kann ich ihnen auch nicht verdenken, habe ja selbst gezweifelt.

Im Gegensatz zu letztem Jahr zerstreute sich das Feld dann recht schnell (es gab also kein zerstörerisches Gehetze) und ich fuhr als letzter (auch gesamt) einer 4-Mann-Gruppe und kämpfte damit irgendwie dranzubleiben. Obwohl es „nur“ ca. 25km/h Schnitt waren merkte ich doch schnell, dass ich am Berg wie immer meine Nachteile hatte. Einerseits durch die nach wie vor nicht umgebaute Flachland-Schaltung, andererseits durch fehlende Kraft. Doch bei den Abfahrten konnte ich immer recht locker aufschließen bzw. musste mich gelegentlich einbremsen.

Nach ca. 30 Minuten hörte dann auch bereits der Regen auf – also besser könnte es eigentlich gar nicht laufen. 🙂
Die in den schon etwas feuchten Handschuhen eiskalten Finger tauten durch die Anstrengung auch schon nach und nach wieder auf – also alles palletti!

Nach knapp 20km konnte ich dann nicht mehr – ich musste einfach austreten! Durch die folgende Abfahrt am Schleißheimer Berg war mein Berg, dass ich recht leicht wieder aufschließen können müsste. Wäre auch fast gut gegangen, nur war ich bei einer Ampel zu langsam. 🙁
Somit waren die 3 also weg. Was nun tun? Gemütlich weiter gurken oder doch versuchen wieder ranzukommen und den Windschatten auszunutzen? (ja, ich bin formbedingt leider ein Schmarotzer – hier diesbezüglich meine Entschuldigung an die Pacemaker!)

Ich entschied mich für letzteres (auch deswegen weil dann die Orientierung leichter fiel) und trat etwas stärker in die Pedale. Zuerst sah es nicht so aus als ob ich wieder rankommen sollte – die waren weit und breit nicht zu sehen und ich wollte bereits nachlassen. Bis plötzlich nach einer Kurve und dem darauffolgenden Anstieg ich sie wieder ins Visier bekam. Dann dauerte es zum Glück nicht mehr lange und ich war wieder dran. Erleichterung!

Dafür fiel recht bald darauf ein anderer aus unserer Gruppe raus (aus ähnlichem Initialgrund wie ich 😉 ) und durch das nun beginnende hügelige Terrain konnte ich nicht mehr richtig Windschatten fahren. Da machte sich einfach der unterschiedliche Rhythmus des Liegerads im Vergleich zu einem Rennrad bemerkbar:
Im Flachen kann ich durch die Aerodynamik mit Stärkeren mithalten, bergab bin ich einiges schneller (vielleicht weil ich auch riskanter abfahre?!), doch am Berg nutzt mir das alles nichts und da machen sich die unterschiedlichen Watt einfach bemerkbar und ich reiß ab. (ich bin so an jedem Berg „gebrochen“ und in den Abfahrten wieder zusammengekittet worden)
Auf den folgenden Plateaus bin ich immer in Sichtweite hinten, komm aber nicht heran (auch wenn ich mich immer ganz langsam näherschiebe) – somit ist es im Grunde so wie wenn ich allein fahren würde. Kurz vor Ohlsdorf ist noch eine giftige Steigung (bis 10%) – und hier muss ich endgültig abreissen lassen. Ich habe bereits ein starkes Hungergefühl, den Proviant aber hinten in der Tasche und sonst nichts direkt eingesteckt, das ich während der Fahrt essen kann. Ich muss also absteigen, krame eine Banane heraus und – weils eh schon egal ist und ich merke wie die Beine immer schwerer und schwerer werden – schiebe ich den Rest der Steigung hoch.

Doch auch danach wird es mit den Beinen nicht besser. Bin ich vorher noch im Flachen so zwischen 25 und 28km/h gefahren komm ich danach mit Ach und Krach gerade auf 20! Es hilft alles nichts – die Oberschenkel machen dicht, da geht gar nichts mehr. Und dabei kommen ja erst die starken Anstiege! Doch es wird einfach nicht besser – die letzten Kilometer bis zum Kontrollpunkt in Pinsdorf versuche ich nur irgendwie rüber zu bringen um dann dort in den Zug einzusteigen, denn so macht es keinen Sinn!

Am Kontrollpunkt in Pinsdorf stärke ich mich dann mit heißem Tee – da kommt doch wieder etwas Kraft in die müden Glieder – doch weiterfahren werde ich auf keinen Fall. Denn was mache ich wenn ich im Aurachtal dann überhaupt nicht mehr weiterkomme?

Immerhin verwerfe ich den Plan mit dem Zug und fahre direkt von Pinsdorf heim. Und bereue die Entscheidung abzubrechen keinen Meter! Mit gerade mal 20km/h quäle ich mich entlang und visualisiere nur noch unser Haus und die darin befindliche Badewanne. Denn vor allem die Finger tun beim Weiterfahren richtig weh vor Kälte. Erst mit dem 2. Paar Handschuhe drunter wird es wieder besser.

Dann kurz nach 12:00 ist es geschafft – ich bin wieder daheim und nach einem kurzen Abdehnen werfe ich mich in die Wanne. Aus, vorbei.

Es tut mir nur leid für die tolle Veranstaltung bzw. die Veranstalter – jetzt habe bereits zum 2. Mal den 1. Aprilbrevet abgebrochen. 🙁
Dabei finde ich die immer so toll organisiert – am Kronberg hätte es heute noch heiße Suppe gegeben! – und liebevoll veranstaltet, doch leider – wenn die Füße nicht wollen hilft das alles nichts.Letztes Jahr hat mich das Wetter in die Knie gezwungen, dieses Jahr gibt es nur einen Schuldigen – MICH! So einen Brevet fährt man halt doch nicht einfach so zwischendurch mal…

Doch wo waren sonst noch meine Fehler heute?

  1. wie bereits mehrfach erwähnt das fehlende Training – letztes Jahr hatte ich doch ca. 1000km davor absolviert, heuer waren es 330!
  2. ich hätte mich nicht so an die anderen ranhängen sollen – gerade nach dem ich durch die Ampel abgehängt worden bin habe ich durch das schnellere Nachfahren zuviel Kraft verbraucht und bin ein Tempo gefahren, das ich derzeit einfach nicht dauerhaft draufhabe
  3. Ernährung: viel zu spät habe ich was gegessen bzw. hätte noch am Start nach der Hinfahrt was essen sollen – das hat mir dann den Rest gegeben
  4. ich brauche unbedingt wasserdichte Handschuhe – von dem her hatte ich heute Glück, doch es war einfach nicht ideal.

Sonstige Erkenntnis: unter Regenjacke und Regenhose schwitzt man wie Sau – ich habe in meiner eigenen Suppe gekocht und das war vermutlich auch nicht gerade förderlich.

2 Kommentare

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