Andersrad

gleich und doch verschieden

Ein ungeplanter Nightride

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Freitag Abend – 20:00 Uhr. Nach einem langen, anstrengenden 12h-Arbeitstag wollte ich nur mehr nach Hause. Dabei musste ich das Rad vom letzten #bike2work nach Hause schaffen.

Kurz vor 20.00 Uhr – ich bin der letzte im Büro noch mit den letzten abschließenden Arbeiten vor meinem Urlaub (dazu braucht man den ja – um sich vom Stress der letzten Tage davor zu erholen) beschäftigt.  Da mein Rad noch hier ist und ich im Urlaub ja auch damit fahren möchte muss ich es im Zug mitnehmen. Da es seit einigen Jahren etwas komplizierter im IC mit dem Rad ist, da man immer vor-reservieren muss und es auch doppelt so teuer ist nehm ich die etwas längere Fahrzeit mit einem Regionalzug in Kauf.

Ok, alles abgeschlossen, umgezogen und ab geht es zum Linzer Hauptbahnhof. Beim Automaten Zugfahrkarte gekauft – erstmals ist es zeitlich zum Zug nicht so knapp wie sonst – und dann der Blick auf den Abfahrtsmonitor von welchem Bahnsteig der Zug abfährt. Doch der steht nicht drauf. ???

Unglauben. Erstaunen. Wieso zur Hölle ist mein Zug nicht da drauf? Ich habe doch online sicher für heute bei den Zugverbindungen nachgesehen gehabt… was habe ich übersehen?

In einem Schaukasten hängen Pläne mit Schienenersatzverkehren, geplanten Zugausfällen aufgrund von Baustellen und ähnlichem. Tatsächlich – die ganze Strecke Wels-Linz ist an diesem Tag für die Regionalzüge gesperrt. Damn.

Ich verschwende nach wie vor keinen Gedanken daran mit dem IC zu fahren (kommt mir gar nicht in den Sinn) und wappne mich dafür zumindest einmal bis Wels zu fahren um dort dann in den nächsten Zug einzusteigen. Also stehen die ersten 30km Abendfahrt schon mal fest.

Das dumme ist nur dass ich den ganzen Tag über mich extrem schlecht ernährt habe – stressbedingt eher auf der Keks- und Schokoladenseite und insgesamt viel zu wenig. Für einen folgenden Ausdauersport definitiv falsch. Vor allem weiß ich dass gerade auf der 2. Hälfte der ganzen 70km-Heimfahrt meine Leistung essensbedingt stark nachlässt…

Aber gut, hilft nichts – ich will ja eh nicht die ganze Strecke fahren, schließlich ist keine 24h später ein Laufwettkampf geplant. Zum Trinken habe ich auch gerade einmal 0,4l Wasser an einem schwül-heißen Sommerabend mit – also nicht viel. Kann ich aber zur Not unterwegs irgendwo auffüllen oder mir was kaufen. Also keine Probleme die sich nicht lösen lassen könnten.

Die Fahrt durch Linz geht los – geht erstaunlich leicht trotz der Hitze und der untergehenden Sonne. Bewusst gemütlich mit max. 25km/h geht es dahin. Die Beine fühlen sich gut an. Leonding, Traun – schneller als gedacht bin ich bereits am Traunradweg und kann nun unbehelligt von Autofahrern weiter-cruisen. Radfahrer kommen mir um diese Uhrzeit bereits wenige entgegen obwohl es hier bereits vergleichsweise angenehm kühl ist. Dafür auch schon finsterer. Deswegen habe ich auch bereits das Licht via  Nabendynamo zugeschaltet.

21:00 Uhr und ich bin am Ortseingang von Wels. Der Zug fährt erst in einer halben Stunde und ich habe keine Lust am Bahnhof zu warten. Die Leistung stimmt nach wie vor – es geht flüssig dahin und beim Tempo kann ich auf ca. 26km/h Reisegeschwindigkeit zulegen. Ok, fahre ich halt bis Lambach weiter. Das müsste sich zeitlich gut ausgehen sodass ich nicht lange auf den Zug warten muss.

Doch beim Weiterfahren verrinnen die Minuten und ich weiß dass ich dafür noch einiges fahren muss – ich ziehe das Tempo auf ca. 27/28km/h an. Also genau das was ich eigentlich nicht machen wollte. Aber es geht gut. Es ist schön kühl geworden und bereits ganz finster. Es wird knapper – ich habe zwar nicht genau auf den Fahrplan, aber theoretisch müsste ich um 21:40 spätestens in Lambach am Bahnhof sein… es ist aber bereits kurz nach halb!

Also noch einmal Gas geben (Geschwindigkeit erkenne ich bereits in der Finsternis nicht mehr) – noch die Steigung zum Bahnhof hinauf und dann bin ich da – 21:45.

Blick auf den Abfahrtsmonitor – damn. Zu spät. 🙁 Der fuhr bereits um :38 (wobei ich noch in Linz sah dass er Verspätung gehabt hatte). Also entweder 1h warten oder weiter fahren. Die Entscheidung ist schnell getroffen – weiterfahren. 😉

Beim Automaten noch schnell mit einem Apfeltascherl gestärkt und einen Snickers eingepackt und weiter gings – diesmal allerdings auf der B1 – Freitag abend im Finsteren nicht gerade das soo gute Gefühl. Erwartungsgemäß geht es nun langsamer dahin – so wie zu Beginn mit max. 25km/h – aber es geht nach wie vor gut. Vor Schwanenstadt wird dann der Snickers-Riegel während der Fahrt eingeworfen – schadet ja nicht.

In Schwanenstadt noch eine kleine Extratour – am Stadtplatz ist irgendein Festl. Und dann zum Glück auf der ruhigeren Nebenstraße allein unterwegs. Wenn rundherum nur Finsternis ist, die vom Lichtkegel des Rades durchbrochen wird kann man den eigenen Gedanken so richtig gut nachhängen – auch wenn ich traumgleich nachher keine Ahnung mehr habe an was ich da alles so gedacht habe. Doch genau das ist das tolle am Nightride. Die Kombination aus Sport und Meditation gepaart mit der Stille und Kühle der Nacht.

22:50 – plötzlich bin ich bereits kurz vor zu Hause – ging gefühlt schneller als ein normales bike2home.  Ein wenig erschöpft, doch den langen Arbeitstag habe ich so gut aus dem Körper gefahren.  Hätte ich mir nicht gedacht.

Den Topf voll Nudelsuppe schlürfe ich nach der Dusche in so ca. einer Stunde hinunter – brauch ich ja auch zum Runterkommen nach dem Sport – bis ich endlich in mein Bett im schwülen Schlafzimmer fallen kann.

Ungeplant war dieser Nightride – aber nicht ungenossen. Sollte ich vielleicht wieder öfters machen.

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