Wie ich letztens geschrieben habe werde ich nie einen Ultra laufen, jetzt weiß ich auch, dass ich nicht zum Trailrunner geboren bin…
Manche Läufer praktizieren ja das Motto „Flat is boring“ und hirschen im wahrsten Sinn des Wortes irgendwo in den Bergen auf steilen und schmalen Pfaden mit zigtausenden Höhenmetern herum. Dokumentiert wird das mit vielen sehr schönen Bildern von Ausblicken, Sonnenauf- und -untergängen, Tierbegegnungen und weiß der Kuckuck was sonst noch.
Ja, die Berge sind schon was feines – ich bin früher auch gerne Bergtouren gegangen und habe auch schon hochalpine Klettersteige und auch Klettertouren im 5. Grad nur an verrosteten Normalhaken (also quasi ohne Sicherung) gemacht und erinnere mich noch immer mit Freuden daran zurück (bis vielleicht auf letzteres… das würde ich heute nicht wieder machen wollen). Die Bergluft ist einfach was feines, sie entkapselt vom hektischen Treiben in den Dörfern, Städten und auf den Straßen. Außerdem ist das generelle per-Du-sein eine Wohltat im Umgang, manche Dinge sind einfach so elendiglich förmlich.
Leider hat sich das dann aufgrund der eintretenden (oder besser ins Leben tretenden) Kinderschar und mangels Automobil etwas eingeschränkt bzw. aufgehört. Doch in den Bergen bin ich nach wie vor gerne. Gehend. Genießend. Nicht laufend.
Denn da hört es bei mir leider auf – sobald ich in Laufschuhen stecke regiert das Motto „Gib Gas, ich will Spaß!“. Vorzugsweise in flachem Gelände und auch viel auf Asphalt. Denn der muss schließlich glühen, wenn ich drüber gelaufen bin! Ebenso ergeht es mir am Rad so. Kaum eine Fahrt ohne mit vollem Elan hineinzutreten und möglichst viel Fahrtwind um die Nase zu spüren. (Immerhin habe ich schon gelernt mich bei gemeinsamen Ausfahrten mit der Familie zurückzunehmen, gelernt im Sinne von „möglichst viel Gepäck und Ballast und auch Kinder aufladen, damit ich nicht auf dumme Gedanken kommen kann“)
Ja, ich bin ein Speed-Junkie (aber nur bei allem von mir selbst angetriebenem! Auto fahre ich sehr defensiv) – und auch wenn mein Tempo am Rad und in Laufschuhen im Vergleich zu Spitzenathleten äußerst bescheiden ist, macht es mir einfach Spaß mich schneller als gewöhnlich fortzubewegen. Das passt auch gut zur eingangs erwähnten Ultra-Abneigung, denn da muss man sich ja die Kraft sehr sehr gut einteilen – fatal für mich normalerweise! Alles bis zu einem Halbmarathon kann man schon mal anfangs überpacen.
Und wie soll man denn schnell laufen wenn man einen Rucksack mit allerlei Notfall-Klimbim mitschleppen muss? Ich halte es da eher wie der @thorstenfirlus und laufe am liebsten so frei wie möglich.
Außerdem kann mir in der Ebene bei einem Fehltritt nicht viel mehr passieren als dass ich mir den Knöchel verstauche, während so etwas auf einem Grat mitunter problematisch sein kann (bei einem entsprechend höheren Tempo auch mal leichter möglich). Ja, ich bin auch ein Weichei. Und will meine Ablebensversicherung lieber aussitzen als eingelöst wissen. Schließlich habe ich auch Familie.
Und ja, ich bin ein Berggenießer. Das geht für mich verloren, wenn ich irgendwo hin hetze, rauf und runter laufe und dann wieder heimhetze. So was braucht einfach seine Zeit, so mit Übernachtung und so. Und die hab ich nicht. Ich ärgere mich schon über die 10 Minuten Anfahrt zum Hallenbad wenn ich schwimmen gehen möchte und es nicht direkt von der Haustür aus machen kann. Das ist ja das geniale am Ausdauersport allgemein – man muss nicht extra irgendwo hinfahren, sondern kann alles sofort daheim beginnen und tun und reduziert so die „Kollateralzeiten“.
Und zuletzt: ich bin einfach unter aller Sau am Berg. Das habe ich letztes Wochenende wieder gemerkt als ich im Rahmen eines gemeinsamen Faschingslaufes auf den Hongar – ein kleiner Berg im Alpen-Vorgebirge mit 943m Höhe und ca. 420 Höhenmeter auf asphaltierter Straße zum Hochlaufen. Ich bin in der Gruppe raufgelaufen (recht easy) und dann später wieder runter und noch angehängt dann direkt nach Hause gelaufen, in Summe ca. ein Halbmarathon mit 480Hm. Das war am Samstag. Heute ist Dienstag. Sonntag war eine muskuläre Totalverweigerung meiner Beine an mich und Verlusten hinsichtlich meiner Gehfähigkeit, Montag war es schon besser und die interne Diskussionsrunde über Fortbewegung wurde immerhin begonnen und heute einigen wir uns langsam aber sicher auf „ok, irgendwann darfst du wieder“, abgeschlossen sind die Gespräche aber noch nicht.
Wie gut dass heute abend dann ein Tempodauerlauf am Plan steht. Im Flachen natürlich, denn flat doesn’t have to be boring.
P.S.: Die langen Läufe oder auch normale Dauerläufe mache ich auch in leicht hügeligem Gelände. Ist auch abwechslungsreicher, aber nichtsdestotrotz um einiges anstrengender.