Andersrad

gleich und doch verschieden

#wien300

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Schon letztes Jahr im Zuge meiner Brevets wollte ich einmal selber bisschen austesten was so geht und von mir daheim bis Wien radeln. Leider ging es sich dann zeitlich nicht aus.
Doch heuer nutzte ich meine Urlaubswoche um es an einem Tag anzugehen die geschätzten 300km durchzufahren.

Der Wetterbericht war zwiespältig – einerseits war es gerade in den letzten Tagen extrem heiß mit beinahe 40°C, dafür trocken (bin ja lieber Schönwetterfahrer). An meinem geplanten Fahrtag sollte es aber etwas kühler sein und dafür auch Wind mit bis zu 20km/h wehen.

Dienstag Morgen 4:20 – erstaunlich frisch komm ich aus dem Bett hoch. Dann gleich einmal der erste Rückschlag – draußen hört man das Trippeln vom Regen! 🙁 Hmm… soll ich es nun machen oder nicht? Gerade in letzter Zeit habe ich leider zu oft morgens vor dem Training gekniffen.
Doch diesmal nicht. Erst mal frühstücken und dann kann ich immer noch entscheiden.

Gut gemacht – als ich bereit zum Aufbruch bin hat der Regen aufgehört 🙂 Somit also rein in Armlinge und Gilet (15°C) und um 5:05 geht es los!Der erste Teil ist ident wie mein Arbeitsweg nach Linz – also nix aufregendes, am schwierigsten ist es nur bewusst etwas langsamer als sonst (ca.27-28km/h) zu fahren um ja nicht schon zu früh zu viel Pulver zu verschießen. Nachdem es zwischen Lambach und Wels auch etwas regnet entleere ich während der Fahrt meine 3. Flasche um nicht zu viel Ballast mit mir rumzuschleppen – denn heiß ist es ja nicht und wirkt auch nicht so als ob sich das ändern würde. Am Weg sollten sich ja außerdem genügend Möglichkeiten zum Auffüllen finden – ist ja ein normaler Wochentag.

Weg verlegt am Traunradweg

Weg verlegt am Traunradweg

Nach 2:04 Stunden (ca. 15 Minuten langsamer als beim letzten #bike2work) zweige ich von meinem Arbeitsweg ab und möchte weiter an der Traun bis zur Donau fahren. Nach 1km blockiert gleich einmal ein umgestürzter Baum den Radweg – zum Glück kein riesiger, sondern eher so die Kategorie „großer Ast“ – sodass ich mich da drunter gut durchquetschen kann.
Kurz danach ist der Radweg aber zu Ende – die Beschilderung nicht so berauschend und nach ein paar Minuten befinde ich mich auf dem Kremstalradweg – DAMN! Schnell umgedreht und andere Abzweigung genommen – aber die Schilder vom Traunradweg finde ich nicht! Ich fahre also auf gut Glück weiter – dabei geht es auch 500m über einen Schotterweg irgendwo in der Pampa rund um Ansfelden/Haid. Dort habe ich mich bis jetzt noch jedes Mal verfahren, egal aus welcher Richtung ich kam und egal wo ich hin wollte…

Eher zufällig als geplant schaffe ich es aber doch wieder zur Wienerstraße in Linz und fahre dabei zufällig wieder über die Traun wo ich meinen Zielradweg wiedererkenne! Puh, ging noch mal gut und ich kann wieder richtig weiterfahren – der Schnitt hat dadurch aber ein wenig gelitten.

Kurz darauf bin ich am rechten Ufer der Donau und wechsle nun bei jedem sich mir entgegenstellenden Kraftwerk die Seiten. Zuerst Abwinden/Asten, später dann noch Wallsee-Mitterkirchen, Melk und Pöchlarn.

Bei Au an der Donau muss ich einen Umweg über Naarn machen, da ein Streckenabschnitt nach dem Frühlings-Hochwasser immer noch unpassierbar ist. Dadurch bin ich nach exakt 4 Stunden und 100km in Naarn – ein Bruttoschnitt von 25km/h – nicht schlecht. Denn heuer bin ich gerade einmal 1200 Trainingskilometer bzw. ca. 900 Alltagskilometer gefahren.

Nun geht es in den Strudengau, leider muss ich das supertolle Eis in Grein auslassen, da ich mich nun wieder am rechten Donauufer befinde. Dafür geht hier die Post ab! Mit durchschnittlichen 30km/h fliege ich hier dahin und hoffe nur innerlich, dass sich das später nicht rächt. Aber es macht einfach so viel Spaß das Rad einfach nur laufen zu lassen. 🙂
Mittlerweile überhole ich auch die diversen Donauradweg-Reisenden. Ab dem Strudengau ist deren Anzahl schlagartig in die Höhe gegangen. Davor waren es nur vereinzelt ein paar.
Zwischendurch gibt es nur eine kleine Schrecksekunde als mich so ein blöder Köter anbellt und schräg von vorne auf mich zuläuft, sodass ich notgedrungen in den Schotter neben dem Weg ausweichen muss. Zum Glück nochmal gut gegangen, doch das war heute schon das 2. Mal! Am Traunradweg war das ähnlich nur kam der frontal auf mich zugerannt (und war beim folgenden „Chicken“ der Ängstlichere als ich). Was ist heute mit den Tölen los? (Entschuldigung an alle Hundeliebhaber: ich bin nun mal ein Katzenmensch, aber wer einen Hund haben will soll ruhig. Nur sollen die nicht wie die Irren auf mich zustürmen! Soviel Abrichtung sollte doch wohl drin sein…)

Vor Ybbs geht es wieder hinüber nach Persenbeug aufs linke Donauufer und so langsam kommt nun doch die Sonne heraus und es beginnt heiß zu werden! Somit kann ich nach 158km mein Gilet und die eh schon länger heruntergekrempelten Armlinge abwerfen und eine kleine Mittagspause machen (schließlich ist es bereits ca. 11:30 Uhr). Leider habe ich da auch bereits eine kleine Wasserknappheit und trinke die letzten paar Schluck aus meinen Trinkflaschen.

Bis Melk sind es ca. 16km und dort werde ich dann einen Supermarkt stürmen.
Doch in der dortigen Großbaustelle finde ich keinen! So ein Sch… . Stattdessen werde ich auf dem ausgeschilderten Radweg hinter dem Stift über den Berg gelotst. Ich glaube da war ich auch der einzige Depp der da hochfuhr, denn gesehen habe ich da sonst niemanden! Und eine richtige Abfahrt dazu gibt es auch nicht, da es nur ein dünnes Wegchen mit engen Kurven gibt. Also nur ein im Grunde unnötiger Kalorienvernichter.

Anschließend bin ich bereits am Eingang zur Wachau – wohlgemerkt mit null Wasser und einer bereits am Gaumen klebenden Zunge. Zum Glück weiß ich noch vom letzten Jahr, dass bald ein Trinkbrunnen kommen muss – so in ca. 10km.

Darauf fokussiert fährt es sich eigentlich ganz gut – nur steht bei dem Brunnen „kein Trinkwasser“. oh fuck! Anscheinend ebenfalls noch ein Hochwasser-Relikt… Doch das Wasser sieht klar aus und riecht auch nicht ungewöhnlich, deswegen fülle ich mir als Notfall eine Flasche damit voll.

Der Notfall tritt bald darauf ein – denn es ist die weitere Radstrecke in der ich dieses Wasser unbedingt brauche! Ich halte auch Ausschau nach einem Nahversorger am Rand wo ich auftanken kann, weil ich auch Essen benötige – aber njet. Anscheinend fallt nun auch mir das Aussterben der kleinen Greißler auf den Kopf und es gibt nur mehr irgendwo im Nirgendwo die großen Märkte.
Also weiter wassersparend fahren… Immerhin sind einige Wolken in der Wachau, sodass es erträglich ist.

Bei Mautern war ich letztes Jahr auch in einem Spar, der im Grunde gleich neben dem Radweg war. Doch auch den finde ich heuer nicht. Verdammt, hat sich da gerade alles gegen mich verschworen?!Blöderweise mag ich ja auch nicht gerne wo in ein Lokal gehen, bin da leider meist zu fixiert auf das was ich gerade möchte.

Als ich dann in irgendeinem Kaff mit dem schön klingenden Namen Hollenburg abseits des Radweges nach Herumgesuche endlich einen Nah&Frisch finde scheint sich das Blatt zu wenden. Doch halt, nein! Der macht erst um 16 Uhr wieder auf. Und jetzt ist es gerade 15 Uhr… wieder nichts, meine persönliche Hölle in Hollenburg komplettiert sich.

Ok, nun reicht es – kurz vor Traismauer falle ich in ein Lokal an der Donau ein, kippe einen Liter Apfelsaft/Leitung hinunter und genehmige mir ein gemischtes Eis. Ebenso füll ich meine Trinkflaschen wieder auf und die Lage entspannt sich endlich. Das waren jetzt ca. 80km ohne Wasser – verdammt zähe 80km!

Mittlerweile macht sich doch auch ein gewisser Müdigkeitsgrad bemerkbar. Die Muskeln laufen nicht mehr ganz so rund wie 240km zuvor und ich kann mangels weiter reichenden Wegweiser als bis zum nächsten Ort nicht abschätzen ob es wirklich die 300km sind oder ob mir da noch unliebsame Überraschungen ins Haus stehen.

Am Ortseingang von Tulln endlich ein Billa – flugs eingekauft und meine Sitztasche vollgestopft mit Weckerln, Obst und Naschereien sowie 2 Packungen Lattella wovon ich eine sofort hinunterkippe und die 2. in eine Trinkflasche umfülle.

Kurz danach dann eine kleine Erlösung – nur noch 25km bis Wien Zentrum. Oh yeah, das ist ja ca. eine Stunde!! Die letzten Kräfte werden mobilisiert und es geht flott dahin (der Schnitt war nun ja doch etwas geringer als in der ersten Hälfte). Kurz nach der Wiener Stadtgrenze dann ein Ärgernis: bis jetzt hat mich niemand dauerhaft überholt. Alle konnte ich mir wieder holen (ja, ich bin so ein verdammter Ehrgeizler) bzw. an denen dran bleiben bis sie von meiner Strecke abzweigen. Doch diesen einen habe ich zu spät mitbekommen. Ich fuhr gerade etwas langsamer und sah auch nicht in den Rückspiegel, da zog er bereits mit ca. 10km/h mehr an mir vorbei und ich hatte keine Chance zum Beschleunigen. Es war zwar nur einer aber das wurmt!

YESS!!

YESS!!

In Wien dann noch am Gürtel ein zähes Ampel-Hopping und erstaunliches Bergauf und -ab (mit dem hatte ich nicht gerechnet, aber gut mit der U-Bahn merkt man das ja auch nicht so stark) und dann war er da – der Westbahnhof!

Endlich! 304,5 km. 14:20h, 21,25km/h brutto. 11:50h, 26,09km/h netto.

Zugfahrkarte gekauft und nicht einmal eine halbe Stunde später düse ich bereits wieder heimwärts, vertilge alle Essensreste und seh mir die Twitterrepliken auf meinen Hash #wien300 an. Denn ohne Twitter hätte ich wohl mittendrin einmal gekniffen. Denn meine mittlerweile gut 20 Mal nachgezogene linke Kurbel nervte schon gewaltig und die Knie meldeten auch leichte Bedenken an. Danke also allen die meine Fahrt mitverfolgt haben!

 

Am Tag danach waren die Oberschenkelansätze zwar ein wenig verkatert, sonst ging aber alles zum Glück fast wie normal. Die Grundsubstanz war also in Ordnung. 🙂

 

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