Bei meinem 4. Start in Linz wollte ich es mal anders versuchen und mir nicht hinterher wieder die Frage stellen ob nicht noch mehr drinnen gewesen wäre – volles Risiko und Angriff auf die sub90 war also die Devise!
Die Vorbedingungen waren zwar wieder nicht ganz so wie ich es mir vor ein paar Monaten vorgestellt hatte: die letzten beiden Wochen etwas kränklich (gerade mal 2 Lauftrainings), in der Wettkampfwoche dann sogar auch 2 Tage von der Arbeit daheim geblieben; den letzten Test am Donnerstag (3x2km) zwar gut absolviert, aber mit den für mich noch zu aggressiven Saucony Type A die Waden (vor allem die rechte) doch etwas beleidigt und last but not least am Vortag(!) noch den letzten Tag vom Schwimmtrainerkurs mit Schwerpunkt Delfinschwimmen gehabt. Mein Oberkörper war somit schon etwas marod beieinander und auch in den Oberschenkelinnenseiten spürte ich ein ganz leichtes Ziehen.
Aber egal – wie immer traumhaftes Laufwetter in Linz: Sonnenschein und Temperaturen bis 20°C!
Eine Änderung gab es heuer auch: endlich wurde der Start vom Halbmarathon richtig verschoben und es war nur 1 Messmatte vorhanden. Also nix mit 200m extra und dann über den Track ärgern.
Dafür haben die Veranstalter dann vergessen Startblöcke mit angepeilten Zielzeiten zu machen – war im Startbereich dadurch etwas chaotisch und auf den ersten Metern natürlich sehr dicht da viele falsch oder besser gesagt nicht der Leistung entsprechend zu weit vorne oder hinen eingereiht waren.
Ebenso hat sich das Startersackerl verschlechtert. Gerade mal eine Dose alkoholfreies Bier (das ich ja nicht trinke) und ein Couponheft mit lauter für mich unbrauchbaren Gutscheinen war drinnen. Sehr dürftig. Früher waren zumindest ja noch Müsliriegel, Traubenzucker oder zumindest ein kleines Säckchen Gummibärchen drinnen enthalten. Ich finde es schade dass der Linzmarathon in dieser Hinsicht dem VCM in Wien immer ähnlicher wird. Zum Glück passt aber noch die Ziellabe!
Auf los gehts los
Nach dem üblichen Anfahrtsspaziergang vom Bahnhof zum Brucknerhaus laufe ich mich den restlichen Weg zum Start auf der Autobahnbrücke ein und mache auch noch ein paar Lauf-ABC-Übungen.
Nach dem bereits oben beschriebenen Startgedränge komme ich schon bald nach dem Start richtig ins Laufen und habe von Beginn weg meine Zielpace von 4:15min/km bzw. knapp drunter. Selbst vom wie immer zu kurz vermessenen 2. Kilometer und dem daraufhin längeren 3. Kilometer lasse ich mich nicht rausbringen. Es läuft ganz gut an. Nach 3 Kilometern treffe ich Rainer – einen anderen Teilnehmer vom Lauftrainerkurs, der eigentlich heute hätte Marathon laufen wollen, aber wegen diverser Krankheiten im Winter nicht richtig trainieren konnte und deswegen ebenso den halben läuft. Er ist aber eine Spur langsamer als ich und deswegen laufe ich mit nur bisschen Gequatsche bald an ihm vorbei.
Nach 6km dann überraschenderweise der nächste Gesprächspartner – der pep909! Josef ist eigentlich immer viel stärker als ich, macht aber heute nur einen „lockeren“ TDL. Nach 1km ist er mir auch schon wieder irgendwo weiter vorne aus dem Gesichtsfeld entschwunden. Dafür sehe ich konstant den Tempomacher für den 3h-Marathon in ca. 50m vor mir. Das sollte also passen.
Doch bereits nach dem ersten Drittel noch vor der Nibelungenbrücke werden die Beine bereits schwerer. Das Tempo kann ich noch nach wie vor halten, aber es geht bereits jetzt nicht mehr so locker wie zu Beginn. Kein gutes Zeichen.
Am Ende der Nibelungenbrücke zieht auch noch Gunter an mir vorbei. Ebenso in Normalform deutlich schneller als ich, aber nach ein paar Verletzungen erst wieder am Weg zu alter Form. Dennoch wird er wieder deutlich unter 1:30 laufen und ich sehe ich ihn nach der Labe bei km 9 nicht mehr.
Quälerei?
Beim Brucknerhaus sind die Beine nun wirklich schon sehr kaputt und ich überlege ernsthaft direkt abzubiegen, meine Sachen zu holen, heimzufahren und ein DNF in Kauf zu nehmen.
Doch irgendwie kann ich mich nicht überwinden und laufe doch weiter. Bin halt ein Sturschädl. Dafür ist dann nach 10km endgültig Sense mit sub90. Mit 42:36 Minuten liege ich noch knapp im Plan, aber die rechte Wade zwickt bereits ganz ordentlich und ich weiß dass das auf Dauer nicht gutgehen kann. Deswegen: Tempo raus!!
Das heißt den Rest der Strecke reduziere ich auf zügig-gemütliche 4:40-4:50min/km. Natürlich fällt die Entscheidung nicht ganz so leicht wie es sich vielleicht anhört und ein bisschen hadere ich auch mit mir. Aber erstaunlicherweise kann ich ganz gut damit leben und dann auch das Rundherum einigermaßen genießen – erstmalig für mich in Linz!
Nach 12km holt mich Rainer wieder ein – nach 2km gemeinsam und etwas Plauscherei schicke ich ihn aber noch los, dass er Gas gibt, da er noch sehr gut drauf ist. (das macht er auch wirklich und holt noch eine niedrige 1:31er Zeit, Respekt! Da muss er am Ende regelrecht geflogen sein!)
Bei mir geht es weiter ganz gut dahin. Ich kontrolliere meinen Lauf mit der 4:40er bis 4:50er-Pace, aber wirklich schneller könnte ich auch nicht laufen. Möchte ich auch gar nicht mehr. Die Gesamt-Zeit ist mir auch egal.
Die mitgeführten Gels kann ich mir auch sparen – laufe ja nicht am Limit.
Nach 18km überholt mich auch noch Armin, der in 2 Wochen in Wien sein Marathondebüt geben möchte (das finde ich zeitlich ein bisschen zu knapp ehrlich gesagt – aber er meinte er läuft heute ja nicht voll; ist aber seine Sache). Selbst da kann und will ich nicht dranbleiben sondern einfach mein „Genusstempo“ ins Ziel bringen.
Auf der Landstraße bin ich dann schon mittlerweile froh wenn es zu Ende ist, die Körner für eine Endbeschleunigung spare ich mir aber, da wird der folgende Muskelkater nur wieder schlimmer.
Im Endeffekt laufe ich in einer 1:35:32 über die Ziellinie. Dafür dass die 2. Hälfte vergleichsweise locker war eigentlich gar nicht so schlecht! Bei einer Mitteldistanz wäre ich heilfroh über so eine Zeit! Und das wird auch mein Ziel in den nächsten Monaten sein da entsprechend hinzukommen.
Im Ziel plaudere ich noch kurz mit Josef und Gunter bevor ich mich dann gemächlich wieder auf den Weg nach Hause mache. Es war zwar nicht ganz so wie ich es mir in den Wochen zuvor ausgemalt hatte, aber für einen an und für sich vermurxten Lauf bin ich wirklich zufrieden. Vielleicht auch nur deswegen weil ich weiß dass heute nicht mehr drinnen gewesen wäre und ich lieber so „scheitere“ als es gar nicht erst probiert zu haben. Irgendwann hole ich mir noch die sub90!
Zusammenfassung Fehler:
- fehlende Umfänge in Vorbereitung (<40km /Woche) bei gleichzeitig zu hoch gestecktem Ziel
- fehlende Tempohärte da 1. WK 2017
- Schwimmkurs am Wettkampf-Vortag -> zu wenig ausgeruht in den Wettkampf
- kränklich in den letzten beiden Wochen -> Ziel hätte reduziert werden müssen
- falsche Schuhwahl beim letzten Lauf 3 Tage davor -> leichter Muskelkater Wade
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